Ja,
weswegen schreibe ich das Alles eigentlich?
Meine Schwester ist total Begeistert! Sie kennt einen
Fotografen, der für die hiesige Lokalzeitung fotografiert und
schreibt. Dieser Reporter war von der Geschichte dermaßen
begeistert, dass er sie in die Zeitung bringen will. Jetzt
wollte ich wenigstens wissen, wer da auf meiner Terrasse so
interessant ist. Also machte ich mich auf ins Internet, um
Näheres über meine kleinen Nachbarn zu erfahren. Was ich da über
Ausrottung, Vergiftung, Erstickung oder wie in einem obskuren
Vorschlag, "in der Plastiktüte ertränkt", erfahren habe, hat
mich doch sehr erstaunt, da ich seit Jahren selbst erlebe, wie
friedlich diese Tiere sind, wenn man sie in Ruhe lässt.
Jetzt bin ich aber mal neugierig um wen es sich hier handelt!
Ich möchte doch, wenn unser Reporter auftaucht, unsere
Mininachbarn korrekt vorstellen können.
Durch einen "Klick" auf die Miniaturbilder
erscheinen diese vergrößert in einem gesonderten Fenster. |
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Nach der
Beschreibung und den Aufnahmen handelt es sich hier um die als
"Kurzkopfwespe" bezeichnete Deutsche Wespe.
Irritierend ist natürlich das Frei hängende Nest
an der Terrassenpergola. Dennoch, Muschelförmige, graue
Neststruktur und Farbe deuten ebenfalls darauf hin, wie der
Zeitpunkt des noch recht gut belebten Nestes. Die Mittlere Wespe
fiel schon wegen des späten Saisonverlaufs (Ende August) außer
Betracht.
Wenn meine Schwester die
Begeisterung packt, ist sie offensichtlich nicht zu bremsen.
Außer dem Journalisten hat sie auch noch einen Hornissen- und
Wespenexperten aufgescheucht, der uns besucht hat. Es handelte
sich hier um einen liebenswerten, älteren Herrn , dessen Augen
ein direkt jugendliches Funkeln bekamen, als er über sein
Lieblingsthema redete.
Ich gebe jetzt mal kurz seine
Meinung wieder:
Es
handelt sich bei unseren Nachbarn um die Mittlere Wespe. Aber
der Nestbau ist recht seltsam.
Weil, die Deutsche Wespe
baut keine Nester im Freien, aber die Mittlere Wespe baut keine
solchen Nester???
Zum Beweis fing er auch zwei
Exemplare, um sie mit der Lupe zu untersuchen. Und prompt hatte
er den Beweis. Die eine Wespe hielt den Kopf sehr schön in die
Lupe und man konnte ganz deutlich den dunklen Strich, der
ungefähr bis zu zwei Dritteln von oben hereinlief, erkennen.
Aber als die zweite Wespe den Kopf etwas drehte, hatte die, in
meinen Augen, dort, wo die andere den Strich hatte, drei schöne
klar zu sehende Punkte Expertenmeinung: Es gibt da natürlich
Variationen.
Jetzt stehe ich also da, mit
einer Mittleren, Deutschen Wespe. Oder besser gesagt, mit einer
Mitteldeutschen
Wespe mit einem Sinn für extravaganten Hausbau.
Dem "Experten"
habe ich übrigens noch mitgeteilt, dass die Deutsche Wespe
eindeutig identifiziert ist und ihm auch versucht zu erklären,
warum es diese sein musste und keine andere. Er hat zwar etwas
gesagt wie: "Ja, da schau her. Man lernt halt nie aus!", aber
irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er insgeheim doch bei
seiner Meinung bleibt.
31. August 2008 -
Unser
"Rasender Reporter"
Und dann kam der
Reporter!
Ein kleiner Mann
mit einem großen, breiten Lächeln. Und einer noch größeren
Kamera. Mit einem Objektiv, hinter dem die Kamera fast
verschwand. Eines ist klar: Der Mann macht Fotos auf denen man
sehen kann, ob die Wespen die Stirn runzeln. Ich bin begeistert!
Zumal der freundliche Herr sich offensichtlich für das Thema
sehr interessiert - In seiner Eigenschaft als Lokalreporter
natürlich.
Denn schließlich
hört man aus dem Stadtbereich, wir wohnen etwas abseits auf dem
Land, dass dort die Wespen heuer besonders aggressiv sind.
Also brannte ich
darauf, ihm mein geballtes, neu erworbenes Wissen zu überlassen.
Ich erklärte, dass meine Wespen zu der verrufenen Sorte
"Deutsche Wespe" gehören, die angeblich zu den aggressiveren
gehören.
Frage: "Ach, es
gibt also verschiedene?" Antwort: "?"
Ich erkannte
einen großen Acker des Unwissens, den es zu bestellen galt und
fing an zu ackern.
Das war natürlich für mich nicht
besonders leicht, da ich es unbedingt vermeiden wollte etwas
sachlich Falsches zu erzählen. Da war mir Ihre Seite wieder eine
große Hilfe. Ich habe sie ihm auch wärmstens empfohlen. für
seine bestimmt noch notwendigen Recherchen.
Hintergrundgeräusch unserer Unterhaltung war ein Dauerklicken,
das von seiner Kamera kam. Ich schätze mindestens 40 oder 50
Bilder, mit unterschiedlicher Ausleuchtung des Nestes. Nach etwa
einer halben Stunde hatten wir unser Shooting hinter uns, der
freundliche Reporter dankte vielmals und verabschiedete sich.
Die nächsten
Tage ließ ich den Computer nicht mehr aus den Augen und wartete
gespannt auf den Artikel in der Wochenendausgabe unserer
Tageszeitung. Nun, so lange brauchte ich nicht zu warten, denn
der Artikel erschien schon am Mittwoch:
"Welch großartig
recherchierter Artikel" ?!
Wenigstens ist
der Name richtig geschrieben. Ansonsten blieb von unserer
Unterhaltung nur übrig, dass das Nest im Freien hängt und ca. 25
cm lang ist. Der Rest ist schöpferische Freiheit.
Eine Lehre
steckt ja in dem Ganzen auch noch: Alles was man so liest,
sollte man mit Vorsicht genießen!
Reaktionen auf
den Artikel gab es natürlich auch, von Arbeitskollegen und
Nachbarn.
Zuverlässig die
erste Frage: "Seid ihr euer Wespennest schon losgeworden?" Dann
leicht entsetzte Reaktion, wenn ich sage, dass wir das Nest
behalten.
Meine
Untermieter bauen fleißig weiter. Das Nest misst jetzt ca. 30cm.
Das Baumaterial scheinen sie sich von den Balken und Brettern
(oben im Bild) zu holen.
04. September 2008 -
Wespe im
Regen
Gestern hatten wir etwas, für unsere
Wohnlage sehr seltenes: Ein gut ausgereiftes Unwetter, mit
waagrechtem Regen und dazu passendem Sturm. Entsprechend
sieht das Haus meiner unmittelbaren Nachbarn momentan aus:
Was man auf dem Bild schlecht sieht:
Das Nest ist ziemlich durchgeweicht.
Die Reparaturarbeiten laufen
momentan etwas lustlos an. Die eine Wespe räumt zumindest schon
ein paar Trümmer weg, während die anderen eher gefrustet auf dem
Nest herumklettern und die Schäden besichtigen. Besonders oben
am Nestansatz fehlt ein ganzes Teil:
Allerdings: Während ich dies hier
schreibe kommt die Sonne schon mal sehr vorsichtig durch die
Wolken und schon ist hier wieder Flugtag. Sie sind wieder eifrig
unterwegs zwischen ihrem persönlichen Baumarkt unterm Dach und
ihrer Ruine.
Mal schauen, wie lange sie für die
Reparatur brauchen.
10. Oktober 2008
Meine kleinen Nachbarn haben ihr,
vom Unwetter zerzaustes Gebäude wieder instand gesetzt. Aber,
wie ich finde, sehr lustlos und künstlerisch überhaupt nicht
mehr wertvoll. Seit etwa vierzehn Tagen geht`s aber so richtig
bergab.
Ich vermute, wir nähern uns dem Ende
der Geschichte.
17. Oktober 2008
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02. November 2008 -
Ende, Over
and Out!
Ein
leichter Windstoß hat dazu geführt, dass meine Steckdose auf der
Terrasse wieder ohne Risiko frei zugänglich ist:
Ich weiß
jetzt auch, wo der Ausdruck: "Am Boden zerstört" herkommt.
Aufnahmen
und Text von
Gerhard Kober © 2008 |
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